Namibia Rundreise mit Kleinkind
Dauer: 24 Tage
Unterwegs mit Dachzelt und 4×4
Reisezeit: April 2021
Für 2020 hatten wir eine große Reise für unsere erste gemeinsame Elternzeit geplant. Wir wollten 1 Woche nach Kapstadt, dann 4 Wochen durch Namibia reisen und zum Abschluss 2 Wochen auf Mauritius verbringen. Doch dann hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Immerhin konnten wir 2020 dann noch nach Marbella und einen Teil der Elternzeit auf 2021 verschieben.
Wir konnten uns 3,5 Wochen Zeit nehmen, um durch Namibia zu reisen. Erfahre hier, wie wir mit Kleinkind (20 Monate alt) mit unserem 4×4 als Selbstfahrer quer durchs Land sind, wie unsere Route aussah und ob wir im Nachhinein etwas anders gemacht hätten.
Deshalb sind wir in der Elternzeit nach Namibia
Unsere erste Fernreise nach Südafrika hat unsere Reiselust geweckt und gleichzeitig dafür gesorgt, dass wir uns ein kleines Bisschen ins südliche Afrika verliebt hatten.
Die Elternzeit schien für uns die perfekte Gelegenheit zu sein, mehr davon erkunden zu können. Leider fiel die ursprünglich geplante Reise aus. Zuerst waren wir natürlich total enttäuscht und traurig. Ursprünglich dachten wir zum Beispiel, dass es mit einem Baby, das gestillt wird, viel unkomplizierter ist und man viel weniger Rücksicht auf die Nahrung nehmen müsse. „Frau“ hat ja alles dabei und das Baby ist somit gut versorgt.
Manche sagten uns, wir seien egoistisch und dass der Kleine später „ja eh nichts mehr von der Reise weiß“ und dass es ja auch echt gefährlich sei. Ja, die Reise haben wir uns rausgesucht und Erinnerungen sind bei ihm heute kaum mehr dazu da. Trotzdem sind wir überzeugt, dass es so viele Erlebnisse gab, die irgendwo hängengeblieben sind und die unseren Sohn auch beeinflusst haben. Das war dann mit über anderthalb Jahren auch anders, als es mit 10 Monaten gewesen wäre. Negativer Höhepunkt – ich glaube das nennt man dann Tiefpunkt – in der Reisevorbereitung war die Frage des Kinderarztes: „Wieso muss man sowas denn mit Kleinkind machen? Sie könnten doch auch nach Südtirol.“
Namibia selbst haben wir als Reiseziel ausgesucht, weil:
- es sich für einen Roadtrip anbietet
- sehr abwechslungsreich
- beeindruckende Landschaften
- faszinierende Tierwelt
- relativ sicher
Einige Freunde und Bekannte waren schon dort und wirklich jeder war begeistert.
Wir sind übrigens nur in dem Teil Namibias unterwegs gewesen, in dem es zu dieser Jahreszeit nahezu kein Malaria-Risiko gab. Der berühmte Caprivi-Streifen hat uns schon auch gereizt, aber das war uns damals zu abenteuerlich und zu unvernünftig. Vor allem durch die Kombination von Malaria-Risiko und der Tatsache, dass man doch weit ab vom Schuss ist, falls dem Nachwuchs etwas passiert oder es einen medizinischen Notfall gibt. Man kann sich dort auch mal festfahren und muss hoffen, dass jemand vorbeikommt, der helfen kann. Jemand mit Offroad-Erfahrung lacht vielleicht darüber. Für uns als Anfänger in diesem Bereich war ein Ausflug in diese Gegend zu heikel.
Anders als in Südafrika leben viele der Tiere auch außerhalb von Parks. Das bietet einen zusätzlichen Reiz und macht es noch ursprünglicher, natürlicher und näher.
Unsere Route und Zwischenstopps
Hier findest du die Stationen unseres Roadtrips.
Tag 1
Der Tag war zum Ankommen in Windhuk (Windhoek) eingeplant. Wir wurden am Flughafen abgeholt und bekamen unseren Hilux. Danach ging’s ins Hotel, dann ein bisschen in die Stadt und am Nachmittag haben wir am Hotelpool gechillt.
Am nächsten Tag ging’s los in Richtung Süden.
Tag 2
Es ging in Richtung Fish River Canyon und unsere erste Nacht im Dachzelt war in Keetmanshop im Quivertree Forest Rest Camp. Auf der Fahrt dorthin haben wir noch bei Mariental den ersten Großeinkauf erledigt.
Der Sonnenuntergang zwischen den Bäumen war herrlich – das erste Mal im Dunkeln kochen usw. leider nicht. Aber man lernt ja dazu.
Tag 3-4
Wir fuhren am nächsten Morgen weiter in die Nähe des Fish River Canyon, zum Canyon Road Campsite. Ein Camping-Platz in wunderschöner Landschaft soweit das Auge reicht. Wir sahen nahe der Straße sogar Giraffen. Von hier gab’s einen Ausflug zum Canyon und eine kleine Wanderung auf eigene Faust mit Start im Camp.
Tag 5-6
Weiter ging’s über eine Schotterpiste durch unglaublich schöne Landschaft zur Namtib Lodge (Camping). Dort haben wir die Abgeschiedenheit und Ruhe genossen. Am ersten Morgen sind wir durch die Gegend gewandert. Welch traumhafter Ort! Auch die An- und Abfahrtsroute ist wunderschön!
Tag 7
Der nächste Stopp, der eigentlich nur nötig war, um nicht zuviele KM auf einmal fahren zu müssen, war Duwisib Castle bzw. die Duwisib Guest Farm. Das Schloss kann man sich anschauen, wenn man in der Nähe ist, aber man muss es nicht gesehen haben. Die Route zum nächsten Stopp war wiederum sehr sehenswert.
Tag 8
Auf nach Sossusvlei. An der Landschaft konnten wir uns echt kaum sattsehen. Im Sossus Oasis Campsite war’s sehr sehr heiß und wir haben den Nachmittag am Pool verbracht. Eigentlich warteten wir nur auf den nächsten Morgen um richtig früh ins Tal zu fahren. Das hat wunderbar geklappt und wir waren fast alleine dort. Auch durch den Sand haben wir uns mit Allrad selbst getraut.
Tag 9
Obwohl wir eine weitere Nacht im Camp gebucht hatten, sind wir am Mittag aufgebrochen. Es gab nichts zu tun/anschauen und war so heiß. Außerdem war die nächste Teilstrecke die Längste unserer Reise. Also haben wir kurzerhand entschieden, loszufahren und dann kurzfristig eine Nacht beim Rostock Ritz verbracht. Das war die beste Entscheidung!
Tag 10-11
Swakopmund war der erste Stopp seit Windhuk, wo wir in einem Hotel übernachteten. Ach, wie gut tat ein richtiges Bett und ein „eigenes“ Bad!
Wir haben uns die Stadt angeschaut, waren schön Abendessen, Jens hat ein erfrischendes Bad im Meer genommen und nach zwei Nächten ging’s weiter.
Tag 12-13
Lange hatten wir überlegt, noch am Meer entlang nach Norden zu fahren und uns dann dagegen entschieden. Also ging’s nach Spitzkoppe, auf Campsite 11B. Dort war’s sehr einzigartig, mitten in der Natur. Mit Plumpsklo an jedem, der weit verteilten Pätze, an denen man sein Zelt aufschlagen durfte. Hier stand wandern und entspannen auf dem Programm.
Tag 14-15
Nächstes Ziel war die Ugab Terrace Lodge bei Tywelfontain. Die Lodge liegt auf einem Bergkamm mit sagenhaft schönem Ausblick. Wir unternahmen einen Ausflug zum Vingerklip (Fingerklippe) und haben bei uns am Pool relaxed.
Außerdem haben wir eine geführte Wanderung gemacht, die toll und auch ein bisschen abenteuerlich war.
Tag 16-17
Und weiter zur Grootberg Lodge bzw. der Hoada Campsite. Wunderschöner Campingplatz mitten in der Natur. Wir haben uns von einem Guide per Wanderung durch die Gegend führen lassen und seine Farm besucht. Auf dem Weg sahen wir sogar Elefanten aus der Ferne. Außerdem war es schön, viel über die Menschen und das Leben als Farmer zu erfahren. Fahrt unbedingt auch zur Lodge, das ist ein Erlebnis!
Tag 18-19
Nun ging’s an den Etosha Park und zunächst in die Toshari Lodge als Ausgangspunkt für Safaris. Auf unseren Fahrten durch den Park haben wir viele Tiere gesehen und waren trotzdem etwas enttäuscht, denn wir haben weder Löwen, Elefanten, noch Leoparden gesehen. Dafür aber zwei Giraffen, die immer näher kamen und wenige Meter vor uns über die Piste sind, während wir die einzigen Menschen weit und breit waren.
Tag 20
Für eine Nacht sind wir dann noch mitten in den Park und haben im Halali Camp übernachtet. Das Camp und die Anlagen waren 2021 wirklich sehr heruntergekommen. Nachdem wir zwei Stunden durch den Park gefahren sind, hatten Sonja und unser Sohnemann keine Lust mehr.
Tag 21
Für den Weg zurück in Richtung Windhuk hatten wir noch einen weiteren Stopp eingeplant: Die Frans Indongo Lodge. Dort kann man sich einfach nur wohlfühlen! Hier sind wir wieder selbst gewandert und haben ein bisschen gefaulenzt. Perfekt für einen Zwischenhalt, wenn einem die Strecke zu weit ist.
Tag 22
Für eine letzte Nacht ging es nach Windhuk. Wir haben unseren Mietwagen zurückgegeben, im unserem Hotel eingecheckt und sind abends schön essen gegangen. Am nächsten Morgen ging es mit dem Direktflug nach Frankfurt.
Unsere Erfahrungen zur Elternzeit mit Kleinkind in Namibia
Zur Zeit unserer Reise war unser Sohn 20 Monate alt. Wie oben beschrieben, hatten wir eigentlich vor, die Reise ein Jahr früher zu machen.
Natürlich haben wir den Vergleich letztlich nicht, aber im Nachhinein war es bzgl. des Alters perfekt, wie es war. Unsere Sorge, dass es mit einem Kleinkind, das schon viel mobiler als ein Baby ist, deutlich anstrengender wird, hat sich nicht bestätigt. Klar, es gibt gefährliche Tiere wie Skorpione und Schlangen. Daher muss man schon ein bisschen schauen, wo gespielt wird. Er hatte oft den größten Spaß mit Sand, Stöcken und Steinen. Es war total faszinierend, dass er eigentlich gar kein Spielzeug brauchte, sondern einfach mit dem spielte, was er fand. Unter manchen Bäumen gibt es Stacheln oder stachelige Äste und Dornen. Da müsst ihr auch etwas achtgeben – das gab’s auf einigen Camping-Plätzen und Stellplätzen.
Ein guter Sonnenschutz ist sehr wichtig. Die Sonne hat eine immense Kraft. Bei uns hatte der Kleine fast immer langärmelige Kleidung + Mütze an. Alles, was noch herausgeschaut hat, wurde eingecremt, wenn wir draußen waren. Trotzdem empfanden wir das Klima die meiste Zeit als sehr angenehm. Nur bei Sesriem in der Nähe des Sossusvlei war es mit über 35° schwer auszuhalten.
Für die Nächte hatten wir seinen Schlafsack dabei, die Wintervariante, denn es wird nachts echt ordentlich frisch.
Verpflegung fürs Kleinkind
Zum Frühstück gab es selbstgekochten Porridge / Frühstücksbrei mit frischem Ingwer, gedünsteten Äpfeln, Banenen und Haferflocken vom Gaskocher. Mittags gab es manchmal vorbereitete Snacks, wie z.B. Pumpernickelbrot mit Käse, Gurke und Tomaten oder nochmal den Rest Brei des Morgens.
Abends haben wir auf abgelegenen Campingplätzen selbst gekocht. Wenn wir in einem Hotel übernachtet hatten und eher in einer Stadt waren, sind wir auswärts essen gegangen. Fürs Mittagessen waren wir manchmal auch in einem Restaurant oder an einem Imbiss. Für Kleinkinder findet man neben Reis oder Nudeln auch sehr oft Kürbis, Kartoffelbrei oder Maispampe. Das hat wirklich gut funktioniert. Auch für Vegetarierer gab es genügend Auswahl. Wir hatten vorab öfter gehört, dass alles sehr fleischlastig sei und somit herausfordernd für Vegetarier. Sonja hat aber immer etwas leckeres für sich finden können.
Kleiner Tipp: Wenn ihr in Swakopmund seid und Lust auf deutsches Essen habt, geht nicht ins „Fachwerk“. Wir hatten es ja vorher geahnt und es trotzdem probiert, weil die Lust auf Brezel und Snack zu Mittag groß war. Es war leider sehr enttäuschend.
Neben dem Essen ist natürlich Wasser das wichtigste. Wir haben immer darauf geachtet mindestens 2 Fünfliterflaschen dabei zu haben – eher mehr. Diese 5l-Behälter haben wir immer im Supermarkt gekauft und dann umgefüllt.
Kann man in Namibia auch im Meer baden?
Kurz gesagt: Ja!
Lang geschrieben: Es ist saukalt! Jens hat in Swakopmund die Möglichkeit für einen kurzen Sprung ins kalte und erfrischende Nass genutzt. Wassertemperatur: 14°. Trotzdem waren viele Menschen im Wasser. Kinder, Jugendliche und Erwachsene hatten einen Riesenspaß. Sobald man drin war, war es einigermaßen auszuhalten. Das verrückte war: Sobald du aus dem Wasser gehst, ist dir wieder warm und 2 Minuten, nachdem du dich abgetrocknet hast, schwitzt du schon wieder – dank 33° Lufttemperatur.
Kinderbetten & Unterkünfte
In unserem Dachzelt hatten wir 3 die meiste Zeit gut Platz. Wenn der Kleine quer darin lag, war es für uns beide enger. Wir hatten für uns Erwachsene zwei Schlafsäcke als Teil der gemieteten Ausrüstung. Für unseren Sohn hatten wir den Schlafsack mitgebracht.
In Hotels / Lodges hatten wir meistens kostenlos ein Kinderbettchen bekommen. Zwei, drei Mal war es ein Zustellbett und wir haben dann mit Stühlen oder Koffern Barrikaden gebaut, damit er nicht rausfallen konnte.
Nach dem wir mehr als die erste Woche im Zelt geschlafen hatten, haben sich Hotels und Campingplätze ganz gut abgewechselt.
Wir hatten diesmal alles im Voraus gebucht und hatten Glück, dass einige Unterkünfte die von uns im Jahr 2020 bereits geleisteten (An-) Zahlungen angerechnet haben. Je nach Jahreszeit solltest du die Plätze beim Camping im Voraus buchen, wenn du eine bestimmte Route oder bestimmte Orte unbedingt besuchen möchtest. Es gibt einige Plätze, die lange vorher ausgebucht sind.
Aufgrund von Corona / Covid waren wir sehr oft fast alleine auf den Campingplätzen – das war traumhaft schön.
Medizinische Versorgung
Wenn man mit Baby oder Kleinkind in ein Land reist, in dem die Entfernungen zwischen größeren Städten groß sind und die Straßen schlecht, macht man sich schon einige Gedanken. So hatten wir zum Beispiel gelesen, dass es die Möglichkeit gibt, Satellitentelefone zu mieten, um im Notfall wirklich immer Empfang zu haben. Da wir nie ganz ab von Straßen und im Gelände waren, haben wir entschieden, dass wir das nicht brauchen. Gute (Privat-) Kliniken gibt es eigentlich nur in Windhuk und Swakopmund und die Entfernungen sind groß. Es gibt Spezialfirmen, die einen im Notfall mit Kleinflugzeug oder Hubschrauber aus ländlichen Gegenden holen können. Du solltest unbedingt eine Auslandskrankenversicherung haben, die eine Rückholung abdeckt.
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass sich jemand einen Schlangenbiss einfängt, ist es wichtig, ein Foto der Schlange zu machen. Damit kann die Art der Schlange identifiziert werden und das richtige „Gegengift“ besorgt und verabreicht werden. Wir haben während der Reise keine einzige Schlange gesehen und trotzdem ist gerade bei Wanderungen Vorsicht angebracht – die Puffotter ist die einzige Schlange, die nicht abhaut und gern am Wegesrand liegt.
Was muss in die Reiseapotheke für Namibia mit Kindern
Die gut gepackte Reiseapotheke ist natürlich besonders bei Fernreisen mit Kindern wichtig. Vor allem Medikamente gegen Verdauungsprobleme, d.h. Durchfall sind empfehlenswert. Wir hatten keine Probleme, aber weil eben nicht überall eine Apotheke ums Eck ist, solltet ihr die wichtigsten Sachen mitnehmen. Dazu gehört auch eine kleine Erste-Hilfe-Tasche, die ihr auf Wanderungen dabei habt. Mückenschutz für die Kinder solltest du – genauso wie Sonnencreme – am besten von zu Hause mitbringen. Für uns Erwachsene kaufen wir das Mückenspray am liebsten vor Ort, weil das irgendwie immer besser wirkt, als Mitgebrachtes. Bei Kindern ist uns dann aber doch wichtiger, dass es ungefährlich für sie ist.
Babyutensilien / Hygieneartikel
In Namibia kannst du alles kaufen, was du fürs Baby oder Kleinkind benötigst. Wir haben Feuchttücher und einige Windeln mitgenommen, um für den Start gerüstet zu sein.
Welchen Mietwagen für Namibia-Rundreise mit Kleinkind?
Namibia lässt sich kaum ohne Mietwagen bereisen. Es gibt fast keine Buslinien und nur einige Shuttles zwischen Knotenpunkten. Du könntest auch von A nach B fliegen, aber das ist verhältnismäßig teuer.
Du brauchst also einen Mietwagen. Schließlich möchtest du flexibel sein und Ausflüge unternehmen können. Auf unserer Reise haben wir des Öfteren „normale“ Autos auf Schotterpisten gesehen. Damit meine ich Autos, die wir aus dem europäischen Stadtbild kennen und insbesondere SUVs. Das geht also – obwohl ich es nicht empfehlen würde.
Du wirst die allermeiste Zeit auf Schotter oder Sand oder eine Mischung der beiden unterwegs sein. Es gab 1-2 Abschnitte, wo wir froh über Allrad waren, obwohl es vermutlich auch ohne gegangen wäre. Wir hatten einen Toyota Hilux mit Zusatztank für Benzin, besonders verstärkten Reifen und höhergelegt war er auch. Tatsächlich haben wir unterwegs viele kennengelernt die mindestens eine, manche sogar mehrere, Reifenpannen hatten. Du solltest dir vor der Abfahrt zur Sicherheit erklären lassen, wie man Reifen wechselt und dir vielleicht ein Video oder eine Beschreibung offline sichern. Du bist lieber vorbereitet!
Nachteil des Autos mit Dachzelt ist übrigens: Du musst das Zelt für jeden Ausflug abbauen und für die Nacht dann wieder aufbauen. Das kann ein bisschen nerven.
Ganz generell ist wichtig, dass du die Entfernungen bei der Planung nicht unterschätzt. Wir haben oft unbewusst ein anderes Verständnis davon und sind dann überrascht, wenn man für 100 KM zwei Stunden braucht. Auf Schotter solltest du maximal 80 Kmh fahren, sonst sinkt die Stabilität des Fahrzeugs auf der Piste – während das Unfallrisiko deutlich steigt. Und du möchtest mitten im Nirgendwo sicher keinen Unfall haben!
Wie läuft das mit dem Parken?
Die Lodges und Campsites haben in der Regel eigene Parkplätze. Selbst wenn sie bewacht sind, solltest du keine Wertgegenstände darin lassen. Das gilt auch für Zwischenstopps entlang der Route. Entweder du nimmst die wichtigen und wertvollen Dinge mit oder es bleibt jemand beim Auto.
In Städten und bei Sehenswürdigkeiten gibt es oft selbsternannte Parkplatzwächter, die dein Auto für ein kleines Trinkgeld bewachen. Du erkennst sie meistens an den Warnwesten. Oftmals freuen sie sich vor Supermärkten auch mal über eine Limo oder fragen dich, ob du ihnen Brot mitbringen kannst. Das haben wir abundzu gemacht. Seit einigen Jahren starten immer mehr Städte ein offizielles Programm für Parkwächter, so z.B. Swakopmund seit 2024. Pro Stunde solltest du nicht mehr als 5-10 Namibische Dollar bezahlen (Stand 2024).
Rundreise als Selbstfahrer, in Kleingruppe oder mit privatem Guide?
In Südafrika waren wir die ersten drei Wochen in einer kleinen Gruppe als geführte Tour unterwegs. Das wollten wir mit Kind auf keinen Fall, denn uns war das eigene Tempo und die Flexibilität wichtig.
Die Infrastruktur ist gut genug, das Land ist sicher und somit haben wir die Rundreise als Selbstfahrer gemacht. Das war definitiv die richtige Entscheidung.
Wahrscheinlich haben wir wegen Covid keine Busse und keine großen oder kleinen Gruppen gesehen. Eine weitere Möglichkeit, die wir oft beobachten konnten, waren private Tourguides. Manche Paare oder Familien hatten einen Guide für 2-3 Wochen, der gleichzeitig persönlicher Guide und Fahrer war. Im Prinzip ein persönlicher Reiseführer, der das Land in und auswändig kennt und seine Kunden von Hotel zu Hotel fährt. Wenn man einen guten Guide erwischt, ist das sehr komfortabel und man lernt sicher sehr viel mehr über die Orte, die Kultur, die Menschen, die Tiere und das Land. Auf der anderen Seite kostet solch ein Service entsprechend viel und war daher keine Option für uns.
Was ist typische Abzocke?
Bei vielen Dingen musst du auf vernünftige Preise achten. Es gibt Währungen, bei denen die Umrechnung leichter von der Hand geht, als in Namibia. Das wird ausgenutzt und es ist empfehlenswert, zu wissen, wie viel welche Dinge/Services kosten. Das gilt für Trinkgeld, das Parken und ganz besonders für Souvenirs.
Du wirst garantiert von jemandem angesprochen werden, der dir in Malakani-Nüsse ein Souvenir schnitzt. Wenn du Glück hast, fragt dich die Person direkt und zeigt dir die Nüsse vorab. Da gibt es echt richtig schöne Exemplare. Wenn sie dich nach deinem Namen fragen – z.B. auch sehr oft an Tankstellen (!), solltest du misstrauisch werden. Ruckzuck steht dein Name auf der Nuss (oder auf mehreren) und du wirst fast schon zum Kaufen gezwungen. Dann kommt noch eine Portion Mitleid hinzu und schwupps…
Wir haben in Swakopmund eine Nuss als Souvenir gekauft und um die 50 NAD bezahlt (2,50 €) – das war schon relativ viel, aber das wars uns wert und wir freuen uns heute noch, wenn wir sie sehen. Für so ein handgemachtes, künstlerisches Souvenir fanden wir das ok. Mit Verhandlungsgeschick schaffst du es vielleicht den Preis auf 20-30 zu drücken. Jedenfalls sind 100 aufwärts viel zu viel in einem Land, wo der Mindestlohn bei knapp 20 namibischen Dollar liegt.
Auch bei Edelsteinen, die dir angeboten werden, musst du vorsichtig sein und solltest freundlich ablehnen. Die Ausfuhr von Edelsteinen und Halbedelsteinen ist nur mit entsprechender Genehmigung erlaubt. Klingt schwieriger als es ist, aber ohne Erlaubnis ist die Ausfuhr verboten. Das gilt auch für die Steine, die dir am Straßenrand oder einer Tankstelle angeboten werden. Hier kommt dazu, dass für jemanden, der nicht vom Fach ist, kaum zu identifizieren ist, ob es sich um echte Steine oder geschliffenes Glas handelt. Wir haben lieber die Finger davon gelassen.
Schau dir auch im ersten Supermarkt an, was Brennholz fürs BBQ kostet. Da gibt’s auch viele Orte, an denen das extrem überteuert ist.
Wie gefährlich ist Namibia?
Namibia gilt als sicheres Reiseland. Es gibt einige Grundregeln, die du befolgen solltest. Die sind z.B.:
- Nicht nachts / im Dunkeln fahren – vor allem der Tiere wegen.
- Wertsachen in Städten nicht offen tragen
- Achtung, wenn du deine Schuhe nachts draußen stehen lässt. Skorpione verkriechen sich gerne darin.
- Wertsachen nicht im Auto lassen
- Handtasche / Rucksack immer am Körper, letzteren in der Stadt eher vorne – auch im Restaurant nicht unterm Tisch abstellen
- Wertsachen im Hotel in den Safe, nachts evtl. mit ins Zelt
- zur Sicherheit Kopie des Reisepass und Führerschein mitführen und das Original im Safe lassen
- Bei Wanderungen den Weg scannen – alle Schlangen, bis auf Puffottern (am Wegesrand) hauen normalerweise lange bevor du sie sehen kannst, ab
- Auch wegen der Skorpione wird Schuhwerk empfohlen, das über den Knöchel geht – nachts nicht barfuss laufen!
- Finger weg von Käfern! Es gibt „Blister Beetles“ (Blasen- oder Ölkäfer) und sie sondern bei Berührung oder Bedrohung ein Gift ab, das Hautirritationen auslösen kann. So ein Käfer hat Jens beim Sonnenbaden „aus Versehen“ erwischt. An der Schulter gabs dadurch einen roten Fleck auf der Haut und es war 1-2 Tage unangenehm. Danach war es ok, auch wenn es einige Wochen dauerte, bis es ganz verheilt war. Deinen Kindern solltest du unbedingt klarmachen, dass die Käfer nicht angefasst werden dürfen. Über Google und „blister beetle Namibia“ und dann die „Bilder“, findest du Fotos der dort lebenden Exemplare. Sie sehen teilweise echt schön und bunt aus und fliegen können sie auch.
Und dann gibt’s natürlich noch die wilden Tiere. Löwen gibt es nur noch in Parks – aber bitte denk dran: Auch Kudus, Oryxe, Strauße und vermeintlich harmlosere Tiere können gefährlich sein und dich verletzen. Bitte informiere dich immer bei deinem Gastgeber, ob und wo du auf eigene Erkundungstour gehen kannst und was dabei beachtet werden muss. Die Locals wissen das in der Regel und du solltest dich an ihre Tipps halten.
Es wird einem doch schon etwas mulmig, wenn man bei einer Wanderung Tatzenabdrücke im Sand entdeckt und einem dann gesagt wird, dass das Hyänen sind. …und ich spreche nicht von einem Park! Bitte respektiere die Tierwelt und sei gleichzeitig vorsichtig. Das gilt auch besonders innerhalb von Parks. Das Auto darf nur innerhalb sicherer und gesicherter Bereiche verlassen werden.
Tipp: Für Kleinkinder am besten Windeln für die Safari mitnehmen oder eine Notlösung bereithalten, für den Fall, dass kein Klo in der Nähe ist.
Wer diese Regeln berücksichtigt und gesunden Menschenverstand walten lässt, kann die Reise durch Namibia genießen.
Ist der April eine gute Reisezeit für Namibia?
Normalerweise ist die Regenzeit in Namibia im April vorbei. Wir waren überrascht, wie grün Teile von Namibia sind – daher fanden wir es zu diesem Zeitpunkt, kurz nach der Regenzeit, besonders schön. Ein Nachteil: Durch die noch vorhandene Feuchtigkeit, gibt’s recht viele Moskitos. Die werden dann ab Juni deutlich weniger. Wir haben vorm Schlafen im Zelt immer mit einer Taschenlampe die Innenwände abgesucht und die Moskitos erledigt. Trotzdem hatten wir immer mal ein paar neue Stiche. Nach über einer Woche haben wir festgestellt, dass unten am Zeltboden, dort, wo es zusammengeklappt wird, am Rand links und rechts kleine offene Stellen entstehen können. Von da an haben wir nach jedem Zeltaufbau diese Stellen kontrolliert und die Lücken geschlossen. Siehe da, wir hatten weniger Stiche. Es war aber insgesamt akzeptabel.
Ein Insekt, das viel nerviger war, waren die Scharen von Corn Crickets, einer sogenannten Langfühlerschrecke. Die waren wirklich auf jedem Campingplatz und sind immer zu einem gekrabbelt. Da steht man am Tisch und kocht und plötzlich kitzelt einen so ein Tier an der Wade. Gefährlich sind sie nicht, aber echt nervig. Vielleicht hat mir auch einfach nur die Gelassenheit gefehlt.
Was wir überhaupt nicht beurteilen können, ist die Frage „wie viel Touristen sind im April in Namibia unterwegs?“. Zu unserer Reisezeit befand sich Deutschland im zweiten „Corona-Lockdown“. Deutsche Touristen bilden neben Schweizern und Österreichern den größten Anteil an Touristen. Die allermeisten Reisen wurden storniert und nur wenige dachten zu der Zeit an eine Reise nach Afrika. Das war unser Glück, denn vermutlich wird es in letzten 20 Jahren keine Zeit mit so wenigen Touristen gegeben haben. Wir hatten Campingplätze wirklich fast für uns alleine und an keiner Touristenattraktion gab es Warteschlangen. Gleichzeitig war das Leben dort sehr normal.
Zusammengefasst: Wir fanden den April als Reisemonat super! Wenn du kannst, vermeidest du die deutschen Osterferien.
Achtung: Visum ist erforderlich
Seit 2025 brauchst du als Staatsbürger Deutschlands, Österreichs oder der Schweiz ein Visum zur Einreise!
Kriterien für deinen Namibia-Roadtrip
| du liebst Namibia wenn… | Namibia ist eher nichts für dich wenn… |
|---|---|
| …du auf Safari gehen möchtest | …du riesige Angst vor wilden Tieren hast |
| …du Tieren stundenlang zuschauen kannst | …dich Insekten unfassbar nerven |
| …dir freundliche Locals wichtig sind | …du einen Badeurlaub machen möchtest |
| …dich Landschaften begeistern können | …du keine Lust auf einen Road-Trip hast |
| …du Lust auf ein bisschen Abenteuer hast |
So hat uns unser Namibia Road-Trip gefallen
Namibia ist (zumindest im April) viel abwechslungsreicher, als wir gedacht hätten. Aber selbst zu einer anderen Jahreszeit mit weniger grün, gibt es so viel zu entdecken. Felsformationen in verschiedensten Farben, Sand mal gelb mal rot mal fein mal grob, Berge und Gebirge und und und. Wirklich richtig richtig schön!
Die Menschen haben wir als freundlich, interessiert und hilfsbereit wahrgenommen. Wir wurden sogar spontan von der Familie eines Wander-Guides eingeladen, frisch gegrillte Ziegenleber zu probieren – während die Ziege noch vor unseren Augen ausgenommen wurde. Die Ziege gab es als besonderes Festmahl, weil ein Teil der Familie für einige Wochen aus Swakopmund zurückgekehrt war.
In der allerersten Nacht auf dem Campingplatz und im Dachzelt hat vor allem Jens arg geflucht und gefragt, warum ausgerechnet wir beide, die mit Camping eigentlich nichts am Hut haben, uns zu solch einem Trip entschieden haben. Da kam aber auch viel zusammen: kochen im Dunkeln, bzw. mit einer Lampe, die gleichzeit 4 Millionen Insekten angezogen hatte; duschen in sanitären Anlagen, die laut Reiseführer „mit die besten in Namibia“ seien, aber tatsächlich fast die schlechtesten waren, die wir auf der Reise hatten; und die Suche nach Klamotten im Rucksack plus das Umziehen im Freien und schließlich noch Spülen im Dunkeln. Zusätzlich war es auch echt windig, das Auto mitsamt Zelt wackelte und es war einfach laut.
Daraus hatten wir gelernt und fortan immer vor dem Sonnenuntergang gekocht und gegessen. Außerdem bekamen die Dinge, die wir jeden Tag gebraucht haben, feste Plätze im Auto oder den Taschen, damit nicht gesucht werden musste.
Unsere Routenplanung war gut und mit Kind absolut machbar. Das meiste dessen, was wir sehen wollten, haben wir gesehen. Die Skelettküste, Lüderitz und z.B. die Waterberge hatten wir vorab streichen müssen. Wir haben also noch was fürs nächste Mal.
Das ständige Ein- und Ausladen und wieder Einladen – vor allem von Tisch, Stühlen, Kocher, Geschirr war etwas nervig und wird gefühlt weniger, bei längeren Stopps. Trotzdem gewöhnt man sich auch daran und kriegt Routine.
Mit der Zeit verdrängt/vergisst man das Negative und während die Reise natürlich auch anstrengend war, schauen wir heute noch gerne die Fotos an und erinnern uns mit Freude zurück.
Unsere Namibia-Highlights
1. Namtib Lodge
Unglaublich schön gelegen mit Ruhe, Abgeschiedenheit und ohne Handynetz / WLAN.
2. Sossusvlei / Deadvlei
Wir standen vor der Öffnung am Tor und waren fast alleine im Tal. Auch die Fahrt dorthin während des Sonnenaufgangs war traumhaft. Nächstes Mal müssen wir dort wohl eine Ballonfahrt machen.
3. Fish River Canyon
Unser Campingplatz war wunderschön, mit der Möglichkeit bei fantastischem Ausblick zu wandern und nah genug für einen Ausflug mit dem Auto zum Canyon.
4. Das Meer in Swakopmund
Wir alle lieben das Meer (solange es warm ist) und haben die Tage am Meer sehr genossen.
5. Safari im Etosha
Obwohl wir leider keine Löwen und Elefanten im Park gesehen hatten, sahen wir viele andere Tiere und hatten einzigartige Erlebnisse.


































0 Kommentare